Warum Wunschleser und Branding die Basis für Buchmarketing sind

Meine Gesprächspartnerin: Bianca Katzer von zielcoach-marketing

 
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- Stell dich doch bitte kurz vor: Wer bist du und was macht Zielcoach Marketing?

Hallo, mein Name ist Bianca Katzer von Zielcoach Marketing.

Für mich steht ressourcenschonendes Marketing ganz oben. Als Unternehmerin und Mutter muss ich genau hinschauen, wie ich meine Zeit, mein Geld und meine Nerven einteile. Sich gut zu positionieren erspart jedem Unternehmer in diesen drei Gebieten hohe Streuverluste. Vorrangig optimiere ich die fachlichen Schwerpunkte, die optimale Zielgruppe und die eigene Außendarstellung auf der Webseite oder in den Social Media-Kanälen. Je nach Experten-Level kann man sich unterschiedlicher Marketing-Tools bedienen, um gut zu wachsen.

- Wie viel Sinn macht es aus deiner Sicht, sein Buch „an alle“ Leser verkaufen zu wollen?

Nicht umsonst gibt es in Buchläden die Sortierung nach bestimmten Interessensgebieten wie Kochbücher, Reiseführer, Krimis oder Kinderbücher.  Würde man sein Buch an alle Leser verkaufen wollen, sähe das so aus: Alle Bücher stehen in den Regalen nebeneinander und jeder Leser müsste sich durch alle Bücher wühlen. Was passiert? Der Käufer gibt spätestens nach dem 10. Buch oder der ersten Reihe auf.

Möglicherweise findet er einen Zufallstreffer, weil ihn das Cover oder der Titel ansprechen. Aber inhaltlich kann das ganz schön daneben gehen. Einen zufriedenen Leser bekommt man als Buchautor, wenn er in das Buch eintauchen kann. Wenn er zusammen mit dem Buch das bekommt, was er gerade braucht. Eine Anleitung, Gänsehaut oder Herzenswärme. Um ihn genau da zu treffen, muss man viele Teile von ihm kennen: Was will er, welche Sprache holt ihn ab, in welchen Situationen kennt er sich aus oder wäre er gerne.

Würde man ein Buch so schreiben, dass es alle Leser abholt, würde es ziemlich flach und allgemein werden.

Wie sagt man so schön: „Sprich alle an und du erreichst niemanden!“

- Buchautoren fällt es oft schwer, ihren idealen Leser oder Wunschkunden zu bestimmen. Wie geht man am besten vor?

Ich rate meinen Kunden, dass sie sich einen Tag lang in diesen idealen Kunden hineinversetzen sollen: Wann steht er auf, was macht er, wo arbeitet er, wo verbringt er seine Freizeit, welche Eigenschaften machen ihn aus, wo fällt ihm etwas schwer, was denkt er, wenn er abends im Bett liegt, was erzählt er seinem Umfeld. Wir verkaufen ja kein Produkt, sondern eine Lösung oder ein Gefühl.

Im Falle eines Autors würde ich mich fragen, wann mein idealer Leser liest. Abends, im Urlaub, in der Bahn, um sich das Privatleben zu erleichtern oder für das Business. Was wünscht er sich, in welchen Situationen fühlt er etwas, wie ist seine Sprache. Auch demographische Merkmale wie Alter, Herkunft, Geschlecht und Bildung sind wichtig.

Beim Schreiben sollte man für genau diesen einen idealen Kunden schreiben! Keine Angst, so unterschiedlich sind die Menschen nicht. - Wo ein idealer Kunde ist, gibt es auch immer viele andere!

Ein Hinweis: Wir selbst sind unserem idealen Kunden ähnlich. Das Schreiben geht leichter von der Hand, wenn du weißt, dass man im Urlaub komplett in eine andere Welt abtauchen möchte, die man real nie erleben würde. Oder wenn du selber Ratgeber bevorzugst, die mit einem Augenzwinkern und einer Portion Humor geschrieben sind.

- Warum ist es wichtig, sich mit dem idealen Leser oder Wunschkunden am Anfang der Vermarktung des Buchs zu beschäftigen?

Alle weiteren Marketing-Aktivitäten hängen von dieser Basis ab.

Die Farben, der Titel, die Länge und der Inhalt des Klappentextes, die Kanäle für die Vermarktung, die Länge des Buches, die Detailtiefe, die Wortwahl und das Layout der Seiten haben alle eine Auswirkung auf den idealen Kunden.

Ich bin sehr strukturiert und auf Effizienz getrimmt. Ein Sachbuch mit zu viel Fließtext lasse ich im Regal stehen. Gibt es im Buch Aufzählungen mit den wichtigsten Punkten oder eine Zusammenfassung am Ende jedes Kapitels für Überflieger wie mich, schlage ich zu.

 

- Was sollte ein Autor machen, der schon ein Buch veröffentlicht, aber seinen Wunschleser noch nicht „gefunden“ hat?

Es macht immer Sinn, sich mit potentiellen Käufern zu unterhalten. Man könnte einige ideale Kunden suchen, diese die bereits veröffentliche Bücher lesen lassen und sich mit ihnen unterhalten. Was gefiel ihnen besonders, was nicht. Wo fühlten sie sich verstanden, was war ihnen „too much“. Was hätten sie sich von einem Buch in diesem Genre gewünscht. Was mögen sie an ähnlichen Büchern, was schreckt sie ab. Auch Umfragen in größerem Stil können helfen, die richtige Richtung herauszubekommen.

Ob man auf das richtige Pferd gesetzt hat, merkt man schnell. Man selbst fühlt sich „angekommen“, das Feedback ist gut und man sieht es an der Anzahl der Verkäufe. Das Feedback sollte man immer und überall einholen.

Ein Autor könnte sich einen anderen Erfolgsautor genauer ansehen. An welchen Typ Mensch richten sich seine Bücher? Warum hat er Erfolg? 

 

- Manche Autoren lassen sich von Rezensionen verunsichern, die nicht von ihrem idealen Leser kommen. Sie denken, dass sie ihre Zielgruppe dann erweitern sollten. Was meinst du dazu?

Wir können nicht „Everybody‘s Darling“ sein. Die Geschmäcker sind verschieden. Manche hätten es gerne ausführlicher, andere eher kurz und knackig. Für manche kann es nicht gruselig genug sein, andere wollen nur den leichten Schauer. Wiederum andere mögen oder brauchen Bilder und Skizzen, andere lieben viel Text. Wir können es nicht jedem Leser recht machen!

Wichtig ist, dass sich unsere Zielgruppe mit unseren Büchern wohlfühlt, immer wieder kauft, uns empfiehlt und wir ihr Leben mit unseren Büchern ein Stück leichter oder besser machen. Für andere Menschen, die nicht zu unserer Zielgruppe gehören, sind andere Anbieter die richtigen. Das erfordert Selbstreflektion und Selbstbewusstsein. Dieses Selbstbewusstsein können wir ziehen, wenn wir bei unseren Idealkunden voll ins Schwarze treffen. Die negativen Rezessionen sollten nicht verunsichern, sondern das Positive bei unseren Lesern zeigen.

- Was versteht man unter Branding und warum ist es ein wichtiger Teil des Marketings?

Branding ist vor allem für die Wiedererkennung wichtig. Immer eine Farbe, ein bestimmtes Wort, den eigenen Namen und das eigene Bild zu verwenden, sorgt dafür, dass wir in der Masse schneller (wieder-)erkannt werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Personal Branding“.

Idealerweise erkennen Kunden von weitem, dass es sich um eines unserer Produkte handelt. Er entscheidet sich zwischen uns und dem Mitbewerber schneller.

Sie wissen, was sie von dieser Marke und diesem Autor erwarten können. Nämlich das, was sie gerade suchen!

Gutes Branding sollte so sein, dass es den Anbieter erkennen lässt und den Wunschkunden anspricht.

 

- Wie kann sich ein Buchautor ein gutes Branding aufbauen?

Wie vorher erwähnt sollte das Branding zu einem selbst, aber auch zur Zielgruppe passen. Hierfür gibt es Experten, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Als Autor sollte man dafür sorgen, dass das eigene Branding konsequent und über einen längeren Zeitraum nach außen gebracht wird.

Ein Hin-und Herspringen macht die Wiedererkennung zunichte oder schwer.

Zu Beginn würde ich bei einer Farbe, einer Schriftart, einem Profilfoto, einem Genre, einem Wunschkunden, einem Stil und vielleicht sogar einem besonderen Merkmal bleiben.

Ich kenne Frauen, die immer orangenfarbenen Schmuck oder Schuhe tragen, wenn sie unterwegs sind. Das Logo ist orange und das Buchcover  - ratet mal.

- Ist das Spiel um die Gunst der Leser schon verloren, wenn man sich zu spät mit den beiden Themen Wunschleser und Branding beschäftigt oder kann man es wieder wett machen? Welche Tipps hast du hier?

Nein, natürlich nicht. Es sind zum einen die Erfahrung zu den Dingen, die nicht gut funktionieren, und zum anderen verlorene Zeit. Auch eine Positionierung, also Kernthemen oder Wunschkunden, ändern sich genauso wie die eigene Persönlichkeit oder die Umstände. Das nennt man Leben!

Man kann, darf und wird sein Branding oder die Wunschkunden sogar anpassen. Ich rede von anpassen, weil Hin- und Herspringen verwirrt. Aber Austesten, ob man in die richtige Richtung geht, ist nicht nur möglich, sondern auch empfehlenswert.

Meine Tipps bzw. Fragen:

  • Fühlst du dich bereits „angekommen“ in deinem Thema? Oder meinst du noch, dich verrenken zu müssen?

  • Was wünscht sich dein idealer Leser am meisten? Warum liest er? Wie tickt er?

  • Passt beides zusammen?

  • Spiegelt deine Außendarstellung (Branding) das wider, was DU vermitteln möchtest und wie DU bist?

  • Spricht das auch deinen idealen Kunden an?

  • Sprich mit einem potentiellen Traum-Leser: Was ist aus seiner Sicht stimmig oder unstimmig?

  • Wo liegt grundsätzlich dein Selbstbewusstsein? Bist du richtig stolz auf das, was du erschaffst?

  • Was machen Erfolgsautoren richtig? Du sollst dich natürlich nicht vergleichen, aber sich gut Funktionierendes abzuschauen, schadet nicht.

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