Blogs sind die eierlegende Wollmilchsau des online Marketings

Meine Gesprächspartnerin: Anne Häusler, Blog-Marketing-Expertin

 
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- Du bist Expertin für Blog-Marketing. Wie bist du zu diesem Thema gekommen bist und was bedeutet es?

Ich bin Bloggerin aus Leidenschaft. Als ich das Thema vor rund 10 Jahren für mich entdeckt habe, sah die Blogosphäre in Deutschland noch ganz anders aus.

Bloggen galt als Hobby. Das Blogs und Online-Magazine heute im Online-Marketing unverzichtbar sind, konnte sich damals kaum jemand vorstellen.

Vor vier Jahren habe ich nach mehreren privaten und beruflichen Blog-Projekten meinen Marketing-Blog gelauncht.

Wir sind damals nach Serbien gezogen und ich wollte eigentlich meinen gut gehenden DIY-Blog monetarisieren. Nachdem ich für ein Projekt stundenlang durch Belgrad gedüst bin, um den richtigen Kleber zu finden war klar: Das wird hier nichts.

Einige Wochen später habe ich meinen ersten Blogpost zum Thema Bloggen und Content-Marketing veröffentlicht. Ich komme aus dem PR-Bereich und habe lange als Online-Marketing Managerin gearbeitet. Durch diesen Blog bin ich zu meinen Wurzeln zurückgekehrt.

Das hat sich damals verdammt gut angefühlt und das tut es heute immer noch.

 

- Warum sind Blogs ein gutes Marketing-Instrument?

Ich bezeichne Blogs immer als die eierlegende Wollmilchsau unter den Online-Marketing-Instrumenten. Und das ideale Instrument für Menschen die auf “freundliches Marketing” stehen.

Hilfreiche und relevante Blogposts helfen dir die Aufmerksamkeit deiner Wunschkunden im Netz zu gewinnen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Und wenn deine Wunschkunden bereit sind zu kaufen, bist du ihre logische Wahl.

Ein Blog kann die großen Online-Marketing-Disziplinen wie SEO, Social Media, E-Mail Marketing und sogar Paid Advertising in eine Gesamtstrategie zusammen führen.

Das Ergebnis ist eine ganzheitliche Online-Marketing-Strategie, die durch persönliche, hilfreiche und authentische Inhalte punktet und nicht durch schmierige Verkaufstaktiken.

 

- Manche Menschen meinen, dass Blogs und Newsletter neben Social Media tot sind. Was hältst du davon?

Puh, diesen Satz höre ich, seitdem es Blogs gibt.

An Social Media führt heute kein Weg vorbei, keine Frage. Die sozialen Netzwerke sind der ideale Ort, um eine Community rund um die eigene Marke aufzubauen und den persönlichen Kontakt mit der Zielgruppe zu pflegen.

Aber bitte vertue dich nicht! Auf Facebook, Instagram & Co sind wir nur zu Gast. Dort sind wir jeder Veränderung des Algorithmus, jeder neuen Bezahlschranke hilflos ausgeliefert. Und wenn du versehentlich gegen eine Regel verstößt, sind alle deine Inhalte mit einem Knopfdruck weg.

Deine Webseite, dein Blog ist deine Homebase. Und deine E-Mail Liste ist die einzige Möglichkeit, deine Zielgruppe direkt zu erreichen.

Unternehmen die online Kunden gewinnen und im Netz verkaufen wollen, müssen einen Content Hub auf ihrer Webseite einrichten. Und sie müssen eine E-Mail Liste aufbauen und diese Kontakte beispielsweise durch einen regelmäßigen Newsletter pflegen.

 

- Kann/soll jeder bloggen?

Wer seine Wunschkunden im Netz abholen möchte, muss regelmäßig neue Inhalte auf seiner Seite veröffentlichen. Das kann in Form eines Blogs sein, das kann aber auch in Form von Podcasts oder Videos passieren.

Ich glaube, dass ein Blog gegenüber den anderen Formaten mehrere entscheidende Vorteile hat:

  • Um einen Blog zu starten, benötigst du kaum Equipment. Ein Laptop und eine eigene Domain reichen aus, dann kann es losgehen

  • Bloggen ist spontan und unkompliziert und du kannst praktisch von überall bloggen.

  • Bloggen ist extrem gut für deine Suchmaschinen-Ranking

  • Ein Blogpost lässt sich leicht recykeln. Eine Kundin von mir erstellt aus einem Blogpost bis zu 20 Content-Häppchen für ihre Social Media Kanäle und ihren Newsletter

  • Aus einem Blogpost kannst du ganz einfach einen Podcast oder ein Video für youtube machen

ABER: Um zu bloggen mußt du schreiben. Wenn dir schreiben überhaupt nicht liegt, mußt du dir entweder externe Blog-Autoren suchen oder du setzt auf ein Content-Format, das besser zu dir passt.

 

- Was sind die Must-Haves, um einen guten Blog aufzubauen?

Bloggen ist eine hervorragende Möglichkeit, um im Netz sichtbar zu werden und sich langfristig eine Community an kaufbereiten Fans aufzubauen. Damit dein Blog für dich arbeitet (und nicht andersrum), solltest du drei Punkte berücksichtigen:


1. Lege das strategische Grundgerüst, bevor du mit dem Bloggen anfängst

Beantworte die folgenden Fragen, bevor du einen Blog launchst und du wirst deutlich schneller Resultate sehen:

Warum gibt es diesen Blog? Was will ich mit dem Blog erreichen?

Wen spreche ich mit diesem Blog an? Wer ist meine Zielgruppe?

Was haben meine Leser davon, wenn sie meine Blogposts lesen?

Wie häufig werde ich neue Blogposts veröffentlichen?

Wie werde ich meine Blogposts bewerben?

Wie überzeuge ich meine Leser davon, sich für meinen Newsletter anzumelden?

Wie häufig werde ich einen neuen Newsletter herausschicken?

 

2. Erstelle einen Redaktionsplan

Viele bloggende Unternehmen starten unheimlich motiviert in das Abenteuer Content Marketing. Und verlieren nach einigen Monaten die Lust, wenn die ersten Ergebnisse auf sich warten lassen und andere Dinge plötzlich wichtig sind.

Ein Redaktionsplan unterstützt Unternehmen dabei regelmäßig neue Inhalte zu veröffentlichen, auch wenn es mal hektisch ist.

Und ein Redaktionsplan hilft dir dabei deine Inhalte strategisch auf deine Unternehmensziele abzustimmen: Wenn ich in einigen Wochen ein Buch veröffentlichen werde macht es Sinn bereits jetzt das Interesse meiner Leser für das Thema zu wecken und sie auf den Launch einzustimmen.

Asana und Trello sind tolle (kostenlose) Online-Tools, um einen Redaktionsplan zu erstellen. Wenn du gerne klassisch mit Papier und Stift arbeitest, empfehle ich dir meinen Redaktionsplan Bloggen mit Plan, speziell für kleine Unternehmen und Blogger..


3. Bewirb deine Blogposts

Nur weil du einen hilfreichen Blogpost geschrieben hast, kommt noch lange niemand auf deinen Blog. Erfolgreiche Blogger haben immer eine Strategie wie sie ihre Blogposts bewerben und dafür sorgen, dass sie möglichst viele Menschen zu Gesicht bekommen.

 

- Und die Gegenfrage: Was sind die No-Gos bei einem Blog?

Ich sehe immer wieder Unternehmen, die mit viel Elan an das Thema Content Marketing rangehen. Und am Ende mit ihrem Blog nicht die Resultate sehen die sie eigentlich verdient haben, weil sie zwei leicht vermeidbare Fehler machen:

1. Schreibe mit Persönlichkeit

Die Besucher deine Seite kommen vielleicht über Google auf deinen Blogpost, weil sie mehr zu dem Thema wissen möchten. Aber sie kommen wegen deiner Persönlichkeit wieder. Und sie kaufen deine Dienstleistung oder dein Produkt, weil DU sie überzeugt hast.

Bitte schreibe keine generischen, langweiligen, 0815-Blogposts, sondern schreibe mit Persönlichkeit:

  • Schreibe, wie du sprichst.

  • Verwende Metaphern und kleine Geschichten, um deinen Texten eine persönliche Note zu geben.

  • Stelle einen persönlichen Bezug zum Thema deines Blogposts her.

 Ja, ein Blog-Artikel soll informieren und den Lesern etwas beibringen. Aber er soll auch ganz klar deine Handschrift tragen.

 

2. Mache es deinen Lesern nicht unnötig schwer

Immer wieder stoße ich im Netz auf Blogs, die einfach lieblos sind.

Die Seite lädt ewig. Der Text ist auf dem Handy kaum zu entziffern. Es gibt keine Zwischenüberschriften oder andere visuelle Haltepunkte, die mich durch den Text führen. An Bildern, Grafiken und anderen auflockernden Medien wird streng gespart. Und nachdem ich den Blogpost gelesen habe weiß ich nicht genau, was ich als Nächstes tun soll.

Bei solchen Seiten bin ich ganz schnell wieder weg, egal wie hilfreich der Text ist.

Es ist so viel Arbeit, Kunden im Netz dazu zu bewegen eine Seite zu besuchen. Bitte mache es deinen Besuchern auf deiner Seite so angenehm wie möglich und vergraule sie nicht durch ein schlechtes Nutzererlebnis.

 

- Weibliche Autoren trauen sich oft nicht an Themen wie SEO heran.

Was ist SEO und warum ist sie für Blogs wichtig? Warum hält sich aus deiner Sicht das Vorurteil, dass SEO schwierig oder technisch ist?

 Lass mich SEO kurz definieren: SEO steht für Suchmaschinenoptimierung. Darunter versteht man alle Maßnahmen, die die Sichtbarkeit einer Webseite in der organischen Suche verbessern. Im Endeffekt geht es um drei Punkte:

  • Optimierung der Seite: Mache deinen Besuchern den Aufenthalt auf deiner Seite so angenehm wie möglich. Was deine Leser gut finden, findet auch Google gut.

  • Optimierung der Blogposts: Bereite deine Blogposts so auf, dass sie von deinen Lesern über Google gefunden werden und gut lesbar sind.

  • Linkaufbau: Kümmere dich gezielt um Links von anderen Seiten auf deine Seite. Jeder Link ist in den Augen von Google eine Empfehlung für deine Seite.

Irgendwie hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass SEO eine komplizierte Wissenschaft ist, die nur von ausgebildeten Experten bewältigt werden kann.

Ich denke das liegt daran, dass viele Blogger auf Beiträge von Experten für Experten stoßen, wenn sie erstmals nach dem Thema suchen.

Wer sich näher mit Suchmaschinenoptimierung beschäftigt stellt fest, dass praktisch jeder SEO lernen kann. Man muß kein Computer-Nerd sein und benötigt auch kein technisches Spezialwissen. Die wichtigsten SEO Basics kann sich jeder in einigen Stunden selber beibringen. Dieser Artikel ist ein guter Einstieg in das Thema SEO.

Mein Tipp: Am besten konzentrierst du dich am Anfang auf einige einfach SEO Strategien und Taktiken und baust dein Wissen nach und nach aus.

 

- Sachbuchautoren sind meist Unternehmer und Selbstständige. Sie haben eigene Webseiten und führen manchmal auch Blogs zu ihren Themen.

Sollen sie ihr Buch in ihre Blogs aufnehmen? Falls ja, welche Tipps hast du hier?

Ein Blog ist die ideale Plattform, um sich im Internet als Experte zu einem Thema zu positionieren und langfristig eine Zielgruppe für ein Sachbuch aufzubauen.

Und ein Blog ist eine perfekte Testumgebung: welche Themen bewegen meine Zielgruppe, welche Fragen haben sie und welche Hilfsmittel wie Grafiken oder Bilder kommen besonders gut an.

Ich wünsche mir hier von Autoren mehr Mut!

Ja, veröffentliche Teile oder sogar das komplette Buch vorab als Blogposts auf deiner Seite. So bekommst du mehr Reichweite, etablierst dich als Vordenker in deiner Nische und hast erste Leser-Referenzen, bevor dein Buch überhaupt auf dem Markt ist. All das zahlt später direkt in den Verkauf des Buches ein.

 

- Im Vergleich zu Autoren von Sachbüchern haben Romanautoren weniger oft Webseiten und noch weniger oft Blogs.

Sie nennen ihre Blogs „Autorenblogs“ und die meisten sehen wie online Tagebücher aus. Welche Ratschläge hast du für Romanautoren: Welche Inhalte sollten auf ihre Blogs?

Der Verkauf eines Romans beginnt nicht mit dem Tag der Veröffentlichung, sondern bereits lange vorher:

Nimm (potenziellen) Leser mit in deine Welt und zeige ihnen, wie du arbeitest.

Wecke Interesse für deine Geschichte oder deine Figuren, indem du Ausschnitte aus deinem Roman oder Kurzgeschichten zu einzelnen Figuren veröffentlichst.

Und beschäftige dich mit Autoren und Werken aus deiner Nische: rezensiere andere Bücher, gebe Empfehlungen ab, werde ein Teil der Szene.

Autoren haben durch einen Blog die Möglichkeit eine Community im Netz aufzubauen die sie unterstützt. Und sie knüpfen wichtige Kontakte, die ihnen später dabei helfen erfolgreich zu sein.

 

- Die DSGVO ist als „Schreckgespenst“ verschrien. Bitte erkläre, was die DSGVO ist und wie man sie bei seinem Blog umsetzt.

Die DSGVO steht für Datenschutzgrundverordnung gilt seit dem 25. Mai 2018. Ziel der DSGVO ist es, die Privatsphäre zu schützen und den Verbrauchern mehr Kontrolle über persönliche Daten zu geben.

Blogger müssen unter anderem eine Datenschutzerklärung für ihre Seite erstellen, ein Cookie-Hinweis-Banner einbinden und Newsletter-Anmeldungen auf Double-Opt In umstellen.

Das Thema ist wichtig und zu komplex, um es hier in wenigen Sätzen auszuführen. Meine Kollegin Janneke hat zu dem Thema eine ausgezeichnete Übersicht für Blogger geschrieben.

 

Danke für deine Zeit!

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