Linkedin und Xing als Marketing-Möglichkeiten für Buchautoren

 

Mein Gesprächspartner: Holger Ahrens von Die Profiloptimierer

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- Erzähl uns doch kurz über dich.

Seit 2000 selbstständiger Unternehmer, bin ich als Medien-Informatiker (FH) Mittler zwischen Technologie und Mensch. Das hat sich in den letzten Jahren sehr schön entwickelt. So erkläre ich nun Kunden in persönlicher Beratung, bei Workshops oder auf der Bühne, wie man in digitalen Räumen sichtbarer wird. Daneben habe ich ein weiteres Unternehmen mit dem ich international unterstütze, Google G Suite einzuführen.

- Was ist der Fokus in deinem Business Die Profiloptimierer?

Es geht ganz klar um berufliche Online-Kanäle wie XING, LinkedIn und Co. Viele Mitarbeiter wollen sich im Unternehmen entwickeln, Führungskräfte das Thema Digitalisierung nicht nur verkünden sondern auch vorleben. Und Unternehmen ihre Mitarbeiter im Zuge des Employee Brandings zu Multiplikatoren für das Unternehmen machen. Dann unterstütze ich durch persönliche Beratung, Workshops oder stehe als Speaker auf der Bühne bei Veranstaltungen, Konferenzen und Messen.

- Wie unterscheiden sich Berufsnetzwerke wie LinkedIn und XING von Social Media-Seiten?

Es geht um das Sichtbarmachen von Fähigkeiten und Kompetenzen von Menschen oder Organisationen. Es geht darum, sich zu vernetzen und sich in Markt und Unternehmen zu positionieren. Und ganz oft auch darum, den nächsten Karriereschritt vorzubereiten; intern oder manchmal auch hin in ein anderes Unternehmen. Inzwischen unterstützen viele Organisationen ihre Mitarbeiter bei der Arbeit mit ihren beruflichen Profilen, um Vertrieb und Recruiting zu professionalisieren.

Unternehmer und Selbstständige, die ihr eigenes Unternehmen sind, profitieren durch die Präsenz in XING und LinkedIn ebenfalls enorm; setzen die Plattformen aber anders ein. Da folgt nach der Präsenz durch gute Profile die Interaktion. Was in der echten Welt das Networking bei Veranstaltungen und die Akquise am Telefon sind, ist im Digitalen das Liken, Kommentieren, Kontakten und Interagieren mit dem Netzwerk.

Klassische Social Media Plattformen sind für das berufliche Networking eher weniger geeignet. Wenngleich sie für einzelne Unternehmer und Selbstständige aus speziellen Branchen sinnvoll sind, um sich als persönliche Marke zu positionieren und eine gute Beziehung zu ihren Followern aufzubauen.

- Soll ein Buchautor überhaupt ein Profil bei einem Berufsnetzwerk haben? Was sind die Vor- und Nachteile?

Gerade Autoren haben verschiedene Zielgruppen und Verkaufsziele. Für das Erreichen ihrer Leser sind die persönlichen “B2C” (Business to Customer) Plattformen sicher die richtige Wahl, um einer großen Anzahl von Followern die Angebote schmackhaft zu machen. Da arbeitet man dann relativ oft in 1-zu-n Beziehungen, mit gelegentlichem Dialog über vereinzelte Kommentare hinaus.

In den beruflichen Netzwerken findet eine andere Art der Vernetzung und Kommunikation statt. Autoren nutzen diesen Raum, um Menschen aus Verlagen, weitere Autoren und Dienstleister 1-zu-1 anzusprechen. Darüber hinaus lassen sich auch Fachleute zu Themen recherchieren und weitere Angebote wie Beratung oder Vorträge anbieten, ohne den Konsumenten mit solchen Angeboten zu verwirren.

Will man seine Wirksamkeit erhöhen und sich geschäftlich vom Selbstständigen hin zum Unternehmer entwickeln, sind Profil und Präsenz in XING und LinkedIn notwendig. Der scheinbare Nachteil des erhöhten Zeitaufwandes relativiert sich, wenn man betrachtet, was man durch die Präsenz in den Berufsnetzwerken erreicht.

- Linkedin war bisher international und englisch dominiert. Warum ist es gerade jetzt im deutschsprachigen Raum im Kommen?

Jede Nachricht braucht ihren Kanal, Menschen suchen sich passende Räume für Themen und Kommunikation. Das verändert sich stetig. Gerade wird LinkedIn auch in Deutschland immer stärker. Vielleicht, weil für viele die Zeit reif ist, sich professioneller aufzustellen und über den deutschen Tellerrand hinauszuschauen.

Mit LinkedIn erreicht man heutzutage zunehmend Spezialisten und Führungskräfte aus aller Welt. Menschen, die sich aktiv vernetzen wollen. Die Funktionen und Benutzerfreundlichkeit der Oberfläche sind hervorragend - und man findet dort sämtliche internationalen Bekannten und Business-Partner.

Mit XING ist an den Deutsch-Österreichischen Landesgrenzen Schluss.

-XING scheint neben LinkedIn an Bedeutung zu verlieren. Was meinst du dazu? Zu welcher Seite würdest du einem Buchautor eher raten?

XING hat in den letzten Monaten einige unpopuläre Entscheidungen getroffen. Gerade rund um Interaktion und Networking ist es schlechter bestellt als noch vor wenigen Jahren. Man hat den Eindruck, dass die zunehmende Monetarisierung durch die Burda-Beteiligung zu einer Abkehr von den netzwerkenden Unternehmern hin zu den Unternehmen und HR-Abteilungen geführt hat. Das macht XING gerade für Buchautoren weniger interessant.

Dennoch sollte man auf dieser Plattform auch weiterhin ein Premium-Profil [sic!] besitzen. In Verbindung mit einem “Portfolio” kann man als Autor optisch glänzen, wie ich in meinem Artikel zum optimalen XING-Portfolio zeige. Regionale und traditionelle Ansprechpartner werden wohl auch in den kommenden Jahren dem deutschen Netzwerk verbunden bleiben. Letztendlich kommt es auf den Autoren, seine Themen und Zielgruppen an in welchem Netzwerk er am meisten Wirkung entfalten kann.

- Was sind die Must-Haves für ein überzeugendes Profil bei Berufsnetzwerken?

Beim Profil geht es darum, der Zielgruppe nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig von sich zu erzählen. Das im Hinterkopf behaltend sollte man sich fragen, was der Angler am Fisch zu schätzen weiß und Informationen einzustellen, die den eigenen Zielen zuträglich sind.

Neben den Basis-Informationen sowie einem guten Foto sollte es vor allem um Informationen gehen, die den Inhaber als Autor, Ansprechpartner, Berater oder Speaker attraktiv machen. Unwichtige Sachen kann man rauslassen, wenn sie nicht auf das Reputations-Konto einzahlen und verwirren.

- Wie können Buchautoren das Berufsnetzwerk für die Vermarktung ihres Buchs nutzen?

Außer das Profil zu füllen sollte man auch das Portfolio bei XING nutzen oder bei LinkedIn Auszüge seiner Arbeit einstellen. Dann geht es in die Interaktion mit dem Netzwerk: Regelmäßige Postings und Aktivitäten in Gruppen halten Kontakte und Interessenten auf dem Laufenden.

Gerade als Business-Netzwerke eignen sich LinkedIn und XING hervorragend, um Beziehungen hinter den Kulissen zu Multiplikatoren wie Journalisten, Verlagen und Bloggern aufzubauen, die das Buch durch individuelle Maßnahmen bekannter machen.

- Was sind bei der Vermarktung über Linkedin absolute No-Gos?

Die Zielgruppen-gerechte Kommunikation ist enorm wichtig! Nur weil LinkedIn auch blau ist, sollte man es nicht mit Facebook verwechseln. Es geht also eher um Business-Themen als um hochemotionales Erhaschen von Klicks (Clickbating).

Man erwartet eher professionelles Understatement als das Herausposaunen von Marketingfloskeln. Auch braucht es keine langen ausschweifenden Texte oder gar Text-Auszüge. Knackige kurze Texte mit Links zu weiteren Infortmationen führen Interessenten vom Newsstream ins Profil und dann weiter.

- Funktionieren virtuelle Netzwerke und Kontakte besser als echte? Als Beispiel denke ich an Schriftsteller-Gruppen, die sich regelmäßig treffen und austauschen.

Realität und Beziehungen existieren im Analogen wie im Digitalen. Es ist wichtig zwischen diesen beiden Räumen wechseln zu können. So lassen sich aus einfachen Kontakten bei LinkedIn durch ein Treffen echte Beziehungen entwickeln. Oder man nimmt frische Bekanntschaften aus der echten Welt als Kontakte in LinkedIn/XING auf und bleibt so einander verbunden, wenn es nicht klappt, sich kurzfristig wiederzufinden.

Die Business-Plattformen sind hervorragende Katalysatoren für die Entwicklung von Beziehungen und - wenn man das Thema einmal abstrakter anschaut - gar nicht so viel anders als eine Disco: dazu empfehle ich das Online-Interview “Netzwerkarbeit ist Beziehungsarbeit” mit meinem Kollegen Kai Schäfer.

- Bitte erkläre uns, wofür Gruppen bei Linkedin wichtig sind und wie ein Buchautor sie nutzen kann.

Rund um die Gruppen kann XING für deutsche Autoren aufgrund seiner Regionalität attraktiv sein, wohingegen LinkedIn eher international funktioniert. Für die Recherche bieten sich Gruppen an, weil sich dort Spezialisten zu Themen zusammenfinden, die eine positive Einstellung zum Thema Sichtbarkeit und Networking haben.

Selbst bin ich eher skeptisch, ob es viel bringt sich in die fünfte Gruppe für Buchautoren einzuklinken: Aufträge durch Networking wird man unter seinesgleichen nur in den seltensten Fällen gewinnen können. Eher sollte man in Gruppen gehen, in denen noch nie ein Autor gewesen ist. In Gruppen für Unternehmer bekommt man Anregungen, um sein Business abseits der Fachlichkeit zu entwickeln und aus seiner reinen Autoren-Denke herauszukommen. Wie wichtig das ist konnte ich den Teilnehmern als Referent für das Event Berliner “Branchentreff Literatur” näher bringen.

- Wenn ein Buchautor neben seinem normalen Job Bücher schreibt bzw. ein Business hat, wie soll er sein Buch in seinem Online-Profil einbauen? Soll er zwei Profile je Plattform anlegen?

Von einem zweiten Profil rate ich entschieden ab. Bei XING wie auch LinkedIn gibt es die einfache Möglichkeit, mehrere berufliche Aktivitäten parallel darzustellen. Je nach Netzwerk und Zielgruppe kann man das dann unterschiedlich priorisieren: In meinem LinkedIn-Profil steht mein zweites internationales Unternehmen rund um das Cloud Office Google G Suite an erster Stelle, während die Profiloptimierer bei XING auf der Pole Position landen.

Einzelne Produkte kann man im Portfolio bei XING und als Medien-Eintrag oder Cover-Grafik bei LinkedIn einbinden.

Abschließend kann und muss ich zu Protokoll geben: Das perfekte Profil gibt es nicht, es lebt. Man sollte immer seine Zielgruppen im Sinn haben, um den richtigen Kanal mit den angemessenen Informationen zu versehen. Und dann in Austausch gehen… im Digitalen und darüber hinaus raus ins Analoge: Ruf’ doch mal wieder jemanden an! ;)

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