TikTok für Autoren: Meine Erfahrungen

Meine Gesprächspartnerin: Autorin Sabine Maurer

 
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Stell dich doch kurz vor!

Mein Name ist Sabine Maurer, ich bin auch bekannt als “Sije Sabine”. “Sije” bedeutet “ältere Kung-Fu Schwester” und ist, vereinfacht gesagt, die Bezeichnung für eine Frau, die länger Kung-Fu trainiert als man selbst. Ich habe diesen Namen gewählt, weil er zu mir passt, und es schon unzählige “Coaches” gibt. WingTsun (eine Art Kung-Fu) ist seit Jahren meine große Leidenschaft, sowie das Unterrichten von Kindern in Selbstverteidigung.

Das hat mich auch auf die Idee für meine Eltern-Leitfäden und meinen Jugendroman gebracht. Die Leitfäden drehen sich um die Themen “Social Media” und “Internet”, weil viele Kinder schon in jungen Jahren damit in Berührung kommen, sich Eltern hier aber oft zu wenig auskennen. Der Jugendroman dreht sich um einen 14-jährigen Jungen, dessen Hobby Kung-Fu ist und der in allerlei brenzlige Situationen schlittert. Unauffällig in die Geschichte verwoben sind Sicherheitstipps für Kinder.

Wie bist du auf die Idee gekommen, TikTok für dein Angebot zu nutzen?

TikTok ist eine der am meisten heruntergeladenen Apps. Ich habe aus mehreren Gründen beschlossen, sie zu nutzen: Ich wollte sie kennenlernen, meine Sicherheitstipps verbreiten, und weil meine Zielgruppe dort ist (da mein Buch für Leser ab 12 Jahren ist). Jedoch sind mittlerweile nicht mehr nur Teenager auf TikTok vertreten, sondern durchaus auch Erwachsene, was diese Plattform für Autoren interessant macht. Gab es in dieser App früher nur Tanzvideos und Sketches, so gibt es mittlerweile einige erfolgreiche Accounts, die auf Information zu den unterschiedlichen Themen setzen, das heißt, die einfach nur „sprechen“.

Welche Vorteile siehst du in TikTok im Vergleich mit Instagram oder Facebook?

Ganz klar: die Reichweite und die Chance auf eine neue, andere Community. Ich habe auf TikTok innerhalb von zwei Monaten über 8.500 Follower aufgebaut. Auf Instagram und Facebook ist es ein Bruchteil davon, obwohl ich auf Instagram sehr aktiv bin. Auf TikTok hatte ich ein Video mit über 43.000 Views, zu einem Zeitpunkt, an dem ich nur ca 100 Follower hatte. Mittlerweile haben meine Videos im Schnitt 500 bis 6.000 Views, das schwankt je nach Thema. Einige haben auch 22.000, 104.000 oder 135.000 Views. Also kein Vergleich zu den anderen Plattformen.

Gibt es aus deiner Sicht auch Nachteile?

Es ist sicher nicht jedermanns Sache. Die in TikTok erstellten Videos sollten nicht auf anderen Plattformen geteilt werden, wenn urheberrechtlich geschützte Musik verwendet wird. In Live-Streams können Geldgeschenke verteilt werden. Das bedeutet, man kann mit TikTok Geld verdienen, jedoch besteht gerade bei jüngeren Usern die Gefahr, dass diese viel Geld dafür über die Handyrechnung ausgeben. Auch Datenschützer haben die App immer wieder im Visier, die Gefahr von Cybermobbing besteht ebenfalls.

Wie nutzt du TikTok im Vergleich mit Instagram oder Facebook?

Instagram ist eine visuelle Plattform mit Schwerpunkt auf schönen Fotos. Meine Sicherheitstipps gebe ich dort also in Form von Infografiken und Textschnipseln, während ich für TikTok zu dem jeweiligen Tipp ein 15-30 Sekunden Video drehe. Auf TikTok können nur Videos erstellt werden, oder eine Slideshow mit Fotos.

Viele Autoren haben Angst vor Videos. TikTok scheint eine gute Challenge zu sein, sich über das Thema drüberzutrauen. Wie hast du deine Komfortzone überwunden?

Angetrieben hat mich der sichtbare Erfolg. Ganz am Anfang habe ich die Videos mit dem Handy gefilmt (viele davon mehrmals, bis ich zufrieden war), und dann das fertige Video in der App hochgeladen. Mittlerweile habe ich mehr Routine, und nehme die Videos direkt in TikTok auf, was auch mehr Möglichkeiten an Hintergründen und Spezialeffekten bietet. Wenn ich mir jetzt meine ersten Videos anschaue, sieht man richtig einen Unterschied. Man wird lockerer vor der Kamera, und ich habe mittlerweile auch schon Live-Streams gemacht (das geht allerdings erst ab einer gewissen Follower-Anzahl).

Wie lang sollen die Videos bei TikTok sein?

TikTok ermöglicht Videos bis zu einer Länge von 60 Sekunden. Damit diese volle Länge auch geschaut wird, muss der Content aber schon sehr gut sein. Optimal sind 15 Sekunden, ich bewege mich meist zwischen 30 und 40, was auch schon lang ist. Prinzipiell versuche ich, die Videos so kurz wie möglich zu halten, und direkt mit einem interessanten Satz zu starten, damit der User nicht gleich “weiterscrollt”.

Welche Tipps hast du für Autoren, die mit TikTok starten wollen?

Das Thema “Autorenleben” zB. auf witzige Art und Weise angehen. Julia K. Stein macht das mit ihrem TikTok-Account sehr gut vor. Es gibt derzeit nur wenige Autoren auf dieser schnell wachsenden Plattform – ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen und bekannt zu werden. Ich habe auch einige lustige Videos übers Autorenleben gemacht, mich dann aber auf die Sicherheitstipps fokussiert. Ich stelle meine Bücher dafür in den Live-Streams vor, und lasse sie auch in das eine oder andere Video mit einfließen.

Wie baut man sich dort Follower auf und wie wichtig ist das Thema Community bei TikTok?

Bisher ging das Aufbauen von Followern dort relativ schnell. Prinzipiell ist TikTok ein soziales Netzwerk wie Instagram und Facebook, das bedeutet: Content liefern, interagieren, anderen folgen usw. Die Zielgruppe ist aber einfach eine komplett andere. Die User von TikTok folgen mir auch nicht auf Instagram oder auf anderen Plattformen.

Was sind bei TikTok aus deiner Sicht absolute NoGos?

Die Jugendschutzbestimmungen sind streng, und was nicht entspricht, wird sofort gelöscht. Hier muss man einfach aufpassen und immer bedenken, dass das Publikum viel jünger ist als auf Instagram oder gar Facebook.

Ein Beispiel: Ich gebe auf TikTok keine Sicherheitstipps, die für junge Leute unerlaubte Dinge wie Pfefferspray beinhalten – stattdessen habe ich mich auf Deospray beschränkt. Videos wie „In der Schule wird geklaut?“ kamen gut an.

Hast du sonst noch Tipps für Autoren, die sich über TikTok vermarkten möchten?

Wer sich an Kurzvideos herantasten möchte, und derzeit sehr aktiv auf Instagram ist, kann die Reels ausprobieren. Instagram versucht hiermit, TikTok Konkurrenz machen. Leider ist diese Funktion in Österreich, wo ich wohne, derzeit nicht freigeschalten, sonst hätte ich sie bereits genützt. Man kann hier 15-sekündige Videos erstellen, die viel Reichweite bekommen – mehr als normale Instagram Posts. Dies wurde auch von einigen Instagram-Accounts bestätigt. Nichtsdestotrotz bietet nur TikTok die Möglichkeit, völlig neue Leute zu erreichen.

Wenn jemandem diese Kurzvideos und Sketches allerdings so gar nicht liegen, derjenige aber trotzdem gerne mehr nach außen gehen und sich vermarkten möchte, dem würde ich Twitch empfehlen. Diese Streaming-Plattform ist kostenlos, und Amazon Prime Mitglieder können ihr Konto mit Twitch Prime verknüpfen. Auf Twitch wächst die Anzahl der Autoren, die live Kurzgeschichten schreiben, Welten bauen oder Lesungen halten, gerade sehr.

Vielen Dank für deine Zeit!

Sabine findet ihr auf TikTok unter  https://www.tiktok.com/@sijesabine.

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