Mit mehr Persönlichkeit in deinen Texten mehr Leser erreichen
Persönlichkeit schafft Wiedererkennbarkeit und Nähe
Ich bin mir sicher, dass du wie ich oft dieselben Texte und Floskeln im Web liest. Auf Startseiten begegnen uns regelmäßig “Herzlich Willkommen”-Texte, auf Über Mich-Seiten Lebensläufe mit Bullet-Points und auf Buchseiten Klappentexte mit dem Veröffentlichungsjahr und der Seitenzahl.
Einheitsbrei. - Geht es auch anders?
Die Texte sollen im Web als Werbetexte Lust auf den Autor und seine Bücher machen. Als Inspiration möchte ich dir zwei Beispiele von Experten zu Vermögensaufbau zeigen, die auch Bücher zu ihren Themen veröffentlichen.
Beispiel 1 für persönliche Web-Texte
Gerald Hörhan ist Investment Trainer und hat einige Bücher über Vermögensaufbau geschrieben. Mit Investment Punk macht er im deutschsprachigen Raum auf seine Angebote und seine Ausbildungen aufmerksam.
In seinen Texten tritt er provokant auf und zieht auf allen Marketing-Seiten den gleichen Ton durch:
„Bereits mit 13 Jahren wusste ich, dass das Durchschnittsleben der Mittelschicht – Arschkriechen, Sachbearbeiter Job, Eigenheim auf Pump, Konsumschulden, keine Kohle und keine Freiheit – nicht das ist was ich will. Und ich erkannte rasch, dass nachhaltiger Erfolg harte Arbeit und Disziplin voraussetzt.“
Auf seiner Startseite duzt er seine Besucher und wirft nicht mit Fachbegriffen aus der Finanzwelt herum. Das textanalyse-tool zeigt mir, dass seine Texte “mittelschwer” geschrieben sind.
Was passiert mit Besuchern, die Tipps zum Vermögensaufbau suchen und hier landen? Einige fühlen sich sofort angesprochen, einige sofort abgestoßen. Mit Sicherheit löst die Startseite in jedem Besucher irgendein Gefühl aus.
Woran denkst du beim Ansehen seiner Startseite?
Beispiel 2 für mehr Persönlichkeit in Online-Texten
Bernd Reintgen ist ebenfalls Finanz- und Investment-Experte und hat ein Buch über Vermögensaufbau veröffentlicht. Auf seiner Website macht er auf seine Seminare und Coachings aufmerksam.
In seinen Texten wirkt er seriös und baut durch die Hinweise auf seine Erfahrung Vertrauen auf:
“Er zählt mit rund 40 Jahren Investmenterfahrung zu den führenden Investmentexperten in Europa. Er zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er die komplexe Materie der Anlageprodukte und des Vermögenaufbaus auf eine einfache und humorvolle Weise für jedermann verständlich vermitteln kann. In zahllosen Fällen hat er Menschen mit seinen leicht verständlichen, sehr erfolgreichen und individuellen Anlagestrategien- und systemen auf dem Weg in die finanzielle Freiheit unterstützt.”
Auf seiner Startseite spricht er die Besucher abwechselnd mit Du und Sie an und wechselt dann wieder ins unpersönliche Man. Beim Lesen der Seite fühlt man sich als Besucher weniger angesprochen. Auf Social Media spricht Reintgen seine Besucher hingegen mit Du an.
Das textanalyse-tool sagt mir, dass seine Texte “schwer” geschrieben sind.
Was passiert mit Besuchern, die Tipps zum Vermögensaufbau suchen und hier landen? Wieder fühlen sich einige sofort angesprochen und einige sofort abgestoßen. Die Startseite löst in jedem Besucher wieder mit Sicherheit irgendein Gefühl aus.
Was würdest du zu seinem Webauftritt sagen? Es sind sicherlich ganz andere Worte als im vorigen Beispiel.
Dieselben Themen - andere Texte - unterschiedliche Wirkung
Beide Experten beschäftigen sich mit dem Thema Vermögensaufbau und zeigen auf ihren Seite ihre Persönlichkeit: Man sieht, liest und spürt es.
Beide Seiten erzeugen in uns Gefühle: nicht nur auf Bild-Ebene, sondern auch auf Text-Ebene. Bei einem Experten sieht man die gleiche Linie und liest den gleichen Ton auf allen Kanälen, beim anderen nicht.
Genau zu einer solchen persönlichen Note und kanalübergreifenden Einheitlichkeit möchtest du auch hin! :)
Wie findest du zu deiner persönlichen Note?
Überlege diese Punkte:
Was zeichnet dich als Mensch aus?
Überlege drei Wörter, die dich als Mensch ausmachen.
Als Menschen haben wir alle bestimmte Eigenschaften und Werte. Für mich sind das zum Beispiel Geradlinigkeit und Transparenz. Deshalb wirst du bei mir keine Wischi Waschi-Texte lesen und immer die Preise zu meinen Angeboten sehen. Das mit den Wischi Waschi-Texten kannst du mit dem textanalyse-tool nachprüfen. Ich streiche Füllwörter, um meine Texte nicht aufzublähen. ;)
Wenn du es nicht selbst bestimmen kannst oder dich nicht festlegen möchtest und schon Rezensionen oder Leserstimmen von Lesern oder Testlesern hast, nutze diese als Start. Oft schreiben die Leser interessante Dinge über dich wie “differenzierter Humor”, “pointiert” oder “ausgeprägter Sinn für schräge Pointen”. Genau wegen solcher Punkte lieben sie dich und deine Bücher.
Mit solchen Kommentaren könnte die Vampirroman-Autorin schon viel für ihre Online-Texte machen.
Wie vermittelst du deine Eigenschaften und Werte in deinen Texten?
Schreibe in deiner eigenen Stimme. Was die eigene Stimme ist, fängt mit der Frage nach dem Begrüßen an. Manche Menschen sagen nicht Hallo, sondern Hi, Hey oder Hallöchen. In meinem bisherigen Leben habe ich keinen Menschen mit Hallöchen begrüßt und meine Community würde es mir nicht abnehmen, wenn ich sie so anspreche. Man würde mir ansehen, dass ich mich unwohl fühlen: Das klingt für mich zu lässig und niedlich. Bei jemand anderem wirkt es mit Sicherheit passender.
Ein Bild, das uns allen beim Online-Texten weiterhilft: Unser Leser sitzt uns gegenüber und hört uns zu. Würdest du mit ihm so sprechen, wie du gerade schreibst? Oder verstellst du dich auf irgendeine Weise (zu ernst, zu locker)?
Lies dir deinen Text laut vor und nimm dich dabei auf. Höre dir den Text dann an und überlege, ob du so mit einem Leser auf einer Party sprechen würdest. Klingt es nach dir? Bleibe dabei. - Hört es sich weniger nach dir an, dann mache die Übung für deinen Text nochmal: Nimm dich wieder auf und höre ihn dir an. Mache das so lange, bis du dich so anhörst, wie du auf einer Party auch mit deinem Leser sprechen würdest.
Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch.
Würdest du selbst weiterlesen?
Würdest du als Besucher deiner Website, Social Media-Seiten oder Blog-Seiten selbst weiterlesen?
Überlege, was du tun könntest, um noch mehr Persönlichkeit zu zeigen.
Vielleicht ist das ein persönlicherer Einstieg oder eine Frage, die du deinen Lesern bei einem Live-Event stellen würdest.
Möglicherweise ist das dein besonderer Schreibstil - etwa, wenn Menschen sich nicht an die Regeln aus dem Deutschunterricht halten und Sätze “unrichtig” schreiben.
Es kann auch ein persönliches Statement oder ein besonderes Zitat sein, das du in deine Beiträge einbaust und immer wieder wiederholst - bis es sich deine Leser merken und mit dir verbinden.
Eine kurze Aufgabe für dich
Gestalte zwei bis drei Texte für deine wichtigsten Seiten, den nächsten Beiträge auf Social Media oder für dein Content-Marketing. Teste die Reaktionen auf diese Texte aus.
Diese Übung hilft dir, deine Online- und Werbe-Texte mit mehr Leichtigkeit zu schreiben und nach außen ein einheitliches Bild von dir zu zeigen.
Empfehlung fürs Online-Texten:
Für 2021 hatte ich Daniela Rorig als Speakerin zum Buchmarketing Weekend eingeladen, doch leider hatte sie keine Zeit. Mit “Texten können” hat sie ein tolles Fachbuch über Werbetexte und Online-Texte veröffentlicht, das jeder Autor mit Online-Auftritt lesen sollte.
Was du bei Online-Texten auf gar keinen Fall machen solltest
Floskeln verwenden
Floskeln sind leer und klingen hölzern. Wir haben sie schon tausendmal gelesen. Mache die Idee hinter der Floskel besser zu deinen eigenen Worten. Aus “Willkommen auf meiner Homepage!” wird “Yeah, ein neuer Leser für meine nicht besonders zahmen Vampir-Stories!”.
Wischi Waschi schreiben
Manchmal können wir es nicht in Worte fassen, aber manche Texte fühlen sich gestreckt an. - Hört sich dein Text so an, als hättest du irgendwo denselben Gedanken mehrmals mit anderen Worten wiederholt? Verknappe die Idee auf einen Satz.
Texte mit Füllwörtern aufblähen
Außerdem, eigentlich, im Endeffekt,... Tools wie das textanalyse-tool helfen dir, den unnötigen Füllwörtern auf die Schliche zu kommen und sie aus deinen Texten zu streichen.
Unpersönliche Sprache verwenden
Auf einer Party redest du sicher nicht in einer unpersönlichen Sprache mit mir, sondern sprichst mich mit Du oder Sie an. Genau so sollen deine Online Texte sein: persönlich.
